30. Tag der Bustouristik

Busreisen: Kein Auslaufmodell Innovationen in der Bus- und Gruppentouristik !

Aktuelle Marktstudien beweisen: die Gesellschaftsreise mit dem Bus ist kein Auslaufmodell! Zusätzlich zu 5,6 Mio. „echten“ Busurlaubsreisen unternehmen 1,4 Mio. Flugreisende im Zielgebiet mehrtägige Bus-Rundreisen. Insgesamt 19,4 Mio. Urlaubsreisende, deren Hauptverkehrsmittel nicht der Bus war, nutzen ihn bei An- und Rückreise, Ausflügen, Transfers. Relax-Urlaub und Kultur, die moderne Art, Land und Leute zu entdecken.

Die Nachfrage im tradierten Markt stagniert trotz vielversprechender demographischer Faktoren. Mit neuartigen Methoden, Angeboten, Kombinationen und Variationen kann die Bus- und Gruppentouristik ihr angestammtes Publikum neu begeistern.

  • Pioniergeist wieder entdecken – mit Kombinierten Reisen in die Zukunft?
  • Relaunch Busreise in klassische Zielgebiete und Erschließung neuer Reiseländer.
  • Umdenken beim Tourismusmarketing: Tausend mittelständische Reiseveranstalter als flächendeckende Vertriebspartner für fast alle Länder.
  • Weg von der touristischen Monokultur. Busgesellschaftsreisen erschließen das Hinterland. Entzerrung von Massentourismus mit seinen Begleiterscheinungen.
  • Die neue Rolle der Paketer bei Kombinierten Reisen.
  • Die Vereinsreise in mehrstufigen kombinierten Angeboten.
  • Diversifikation in die Bustouristik. Konzerne entdecken diese Markt-Nische wieder.
  • Wie kann man „Knüller-Angeboten“ vom Supermarkt und Discounter begegnen?
  • Die kongeniale Partnerschaft von Bus- und Kreuzfahrtveranstaltern zwischen Rhein und Dnjepr und vom Nordkap bis Genua.
  • Kabotage : Türöffner für kombinierte Reisen. Eigener Bus im Zielgebiet?
  • Kombinierte Reisen : anspruchsvolle Urlauber erwarten Reisebusse auf Niveau „Made in Germany“ überall auf der Welt.
  • Tourismuspolitik: Förderung mittelständischer Strukturen, Handelsbräuche, Infrastruktur in Europa, Nordafrika, Nahost, etc.

Weitere Aspekte: Absicherung von Fernreisegeschäften, Fernlinienverkehr, Rolle der Bahn in Verkehr und Reiseveranstaltung, Kombi-Reisen nah und fern, neue Geschäftsmodelle, Netzwerke und Perspektiven für das Incoming.

Neue Regeln – neue Marktchancen!

Diese und weitere spannende Fragen untersucht der „Tag der Bustouristik“ 2012

Busreisen sind kein Auslaufmodell

Die Jahresauftaktveranstaltung der Branche, der „Tag der Bustouristik“ fand am 9. Januar 2012 in der Autostadt in Wolfsburg statt. Das Thema in diesem Jahr: „Busreisen sind kein Auslaufmodell“. Und das sorgte für einen ausgebuchten Saal im Konzernforum der Autostadt. Am Vorabend hatten die Teilnehmer bereits die Gelegenheit, bei einem exklusiven Get-together im „phæno“ erste Kontakte zu knüpfen.
Der „Tag der Bustouristik“ setzt Impulse zur Entwicklung neuer Angebote für die Ankopplung der Bus- und Gruppenreiseveranstalter an aktuelle und langfristige Trends. „Wir wollen die Zielgebiete über das Stammkundenpotenzial der Bustouristik für neue Destinationen aufklären und Empfehlungen für die lohnende Kooperation mit dieser flexiblen Branche geben“, so RDA-Hauptgeschäftsführer Dieter Gauf, Spiritus Rector des „Tag der Bustouristik“, der auch in diesem Jahr wieder eine illustre Referentenrunde gewinnen konnte.

Otto Ferdinand Wachs, Geschäftsführer der Autostadt GmbH, begrüßte die Teilnehmer und freute sich, dass der Tag der Bustouristik zum vierten Mal in Wolfsburg stattfindet. Die Autostadt sei für Busunternehmer eine interessante Destination. „Wir kümmern uns um alle Fälle menschlicher Mobilität.“ Noch nie hätten so viele Menschen in den letzten zwölf Monaten den Themenpark besucht. „Die Autostadt ist damit nicht nur die zentrale Kommunikationsplattform des Volkswagen Konzerns, sondern die weltweit führende Automobildestination“, betont Ferdinand Wachs. 2,27 Millionen Gäste besuchten in den zurückliegenden zwölf Monaten die Autostadt und machten 2011 zum besucherstärksten Jahr nach 2009 mit 2,21 Millionen Gästen. Seit ihrer Eröffnung im Jahr 2000 zählte die Autostadt insgesamt rund 24 Millionen Besucher.

RDA-Präsident Richard Eberhardt eröffnete den nunmehr 30. Tag der Bustouristik und dankte besonders dem Initiator Dieter Gauf für 30 Jahre Ideen, Innovationen, hochkarätige Gäste und spannende Themen. Eberhardt beklagte insbesondere eine Ausweitung und Verschärfung der Umweltzonen in vielen deutschen Städten. Als diskriminierend bezeichnete er die Entscheidung der Stadt Berlin, deutschen Busse mit Euro III-Motoren die Einfahrt zu verwehren, für ausländische Busse aber eine Ausnahmeregelung bis 2014 zu geben. Gemeinsam mit dem Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW), dem DEHOGA Bundesverband und dem Hotelverband Deutschland (IHA) habe der RDA im Rahmen der Aktion „Freie Fahrt für Reisebusse in Umweltzonen“, an fachlich mit dem Thema beschäftigte Ministerien und Ausschüsse appelliert, die Branche bei der Lockerung bzw. Vermeidung von Einfahrtbeschränkungen in Umweltzonen für Reisebusse mit so genannten Euro III-Motoren zu unterstützen.

Dieter Gauf machte deutlich, dass die Gesellschaftsreise mit dem Bus kein Auslaufmodell ist. Zusätzlich zu 5,6 Mio. „echten“ Busurlaubsreisen unternehmen 1,4 Mio. Flugreisende im Zielgebiet mehrtägige Bus-Rundreisen. Insgesamt 19,4 Mio. Urlaubsreisende, deren Hauptverkehrsmittel nicht der Bus war, nutzen ihn bei An- und Rückreise, Ausflügen, Transfers. Doch die Nachfrage im tradierten Markt stagniere trotz vielversprechender demographischer Faktoren. Mit neuartigen Methoden, Variationen und insbesondere kombinierten Reisen könne die Bus- und Gruppentouristik ihr angestammtes Publikum neu begeistern. Denn dieses erwarte mittlerweile Reisebusse und Service auf höchstem Niveau – überall auf der Welt, so Gauf.

In seinem Impulsreferat erörterte Klaus Brähmig MdB, Vorsitzender des Tourismusausschuss des Deutschen Bundestags, wie kombinierte Reisen neue Perspektiven für die Tourismuspolitik und Wirtschaftsförderung geben können. Der Bus sei nach wie vor ein leuchtendes Aushängeschild im europäischen Tourismus, so Brähmig, und der Reisebus das Umweltflaggschiff per Excellence. Nur mit dem Bus ließen sich die Länder sehen, fühlen, schmecken und erleben.

Marc Sales, Geschäftsführer Sales-Lentz Reiseveranstalter und Busunternehmer in Luxemburg und Belgien und Mitglied des RDA-Arbeitskreis Zukunft, zeigte Best-Practice-Beispiele für kombinierte Reisen. Mit dem Partner Lux Air würden regelmäßig Wochenenden genutzt, um auch kurzfristig mit Charterflügen kombinierte Reisen anzubieten. Am Zielort würden die Gäste dann mit dem Bus zu einer Rundreise oder Ausflügen starten. Außerdem könnten die Gäste wahlweise auch die An- oder Abreise mit dem Bus buchen.

Wiebke Harms, Director Sales and Marketing nicko tours GmbH machte deutlich, dass Partnerschaft von Kreuzfahrt- und Busveranstaltern für eine anspruchsvolle Kundschaft wie geschaffen sei. Vor allem die Zielgruppe der Flusskreuzfahrten, 60 +, sei finanzkräftig, finanziell abgesichert, flexibel und reiseerfahren und schätze die Bequemlichkeit die Bus und Kreuzfahrtschiff böten. „Ohne Bus kein Fluss“, so ihre prägnante Aussage. Bus und Fluss böten die Chance auf eine erfolgreiche Partnerschaft auch in Krisenzeiten, lautete ihr Fazit.

Hakan Enüstün, Geschäftsführer H & H Touristik, Mitglied für Bus-Flugreisen im RDA-Touristikbeirat, erläuterte die neue Rolle der Paketer bei kombinierten Reisen. „Buskunden wollen auch die Flugreise bei ihrem bekannten Busunternehmer buchen, denn zu diesem haben sie Vertrauen.“ Eine Umfrage seines Unternehmens habe gezeigt, dass die über 60jährigen Gäste keine Angst vorm Fliegen, wohl aber vor der Abwicklung am Flughafen hätten.

Kristina Meyer, Produktleiterin Individualreisen Europa bei der Thomas Cook AG, zeigte auf, warum die Konzerne die Bustouristik als Marktnische wieder entdeckt haben. Unter dem Markennamen Neckermann werden bei Thomas Cook seit 1976 Busreisen angeboten. Vor allem das Preis-Leistungs-Verhältnis werde bei diesen Reisen überwiegend für Jugendliche in den Vordergrund gestellt. „Wir verdienen Geld mit dem Bus, da wir dorthin fahren, wo das Hotelportfolio groß ist und wir den Bus nicht mit anderen Pauschalreiseprodukten kannibalisieren.“

Marisa Navarro Rios, Botschaftsrätin für Tourismus der Botschaft von Spanien erörterte, warum ein Umdenken im Tourismusmarketing Potenziale für den Relaunch klassischer Destinationen und die Erschließung neuer Ziele bedeuten kann. So habe man in Spanien erkannt, dass der Verbraucher eine umweltfreundliche Anreise bevorzuge und entsprechend in die Infrastruktur investiert. Wichtige Häfen seien darüber hinaus ausgebaut worden, um kombinierten Bus-Schiffsreisen eine Basis zu bieten. Sie machte deutlich, dass Spanien den Ausbau der Partnerschaft und die Aktivitäten mit den Busunternehmern vorantreiben wolle.

Prof. Dr. Renate Frericks, Dekanin der Fakultät Gesellschaftswissenschaften, Leiterin Internationaler Studiengang Angewandte Freizeitwissenschaft an der Hochschule Bremen, zeigte auf, wie ein geändertes Verbraucherverhalten Konsequenzen für die Praxis haben muss. Der demographische Wandel und eine ständige Individualisierung schaffe veränderte Lebensstile und dies zeige sich unter anderem in höheren Ansprüchen an die Lebensqualität der Menschen. Dem müsse die Branche Rechnung tragen. Die Gäste wollten erinnerbare Gefühlszustände von ihrer Reise mit nach Hause nehmen. Eine wichtige Rolle komme dabei insbesondere dem gut ausgebildeten Personal und fachlich versierten Reiseleitern zu.

In der anschließenden Podiumsdiskussion unter der Moderation von Prof. Dr. Harald Bartl, Vorsitzender des RDA-Rechtsausschusses und Wissenschaftlicher Leiter der RDA-Akademie, konnten sich auch die Teilnehmer zu Wort melden, wovon reichlich Gebrauch gemacht wurde.
„Die Gastgeber des diesjährigen „Tag der Bustouristik“, Otto-Ferdinand Wachs und das Team der Autostadt, haben entscheidend dafür gesorgt, dass sich die Gäste wohl gefühlt haben und die Organisation rundum perfekt war, dafür gebührt ihnen der Dank des RDA“, so Dieter Gauf.